Montag, 10. November 2014
Gedanken ....
So nun ist die Berliner Mauer 25 Jahre weg, ich war damals noch sehr klein als sie fiel, naja klein ich war 10 Jahre. Meine Erinnerungen an die DDR sind etwas verschwommen, ich weiss das ich als Kind immer draussen war, bis abends,wenn die Laternen angingen musste ich zuhause sein. Ich fühlte mich auch nicht unfrei, was sicher auch damit zu tun hatte, das ich damit aufgewachsen bin. Meine Mama arbeitete und mein Stiefvater auch, ich mit Beginn der Schule immer nachmittags allein mit meiner Schwester, essen gab es in der Schule. Man bekam immer Essensmarken für die ganze Woche und musste seine Bestecktasche mitführen, ich weiss nich wie oft ich eines oder beides vergessen hatte. Die Küchenfrau hat mich aber sehr oft angemault deswegen.Auch die Fahnenapelle die 1. Mai- Märsche es gehörte einfach dazu zum Leben und es machte uns auch Spass.In unserer Stadt waren auch die Russen, sie waren einfach da hinter einer grossen Mauer, das war einfach normal.Als die Mauer fiel, war es auch nix besonderes für mich, sie war immer da und auf einmal weg, meine Eltern hob das auch nich besonders an, unser Leben lief normal weiter. Im Rückblick stellte ich fest das mein Stiefvater es nie verwunden hat den Mauerfall, die Armee die Grenze war sein Leben,er war damals bei den Grenztruppen. Ich lernte auch das die Mauer bei vielen im Kopf noch stand, als ich 15-16 war, wurde mir eingebläut, das es das letzte sei einen Freund aus Westdeutschland zu haben. Also suchte ich mir nur Freunde/ Partner die aus der DDR kamen, weil wir wollten nix mit denen von da drüben zu tun haben. Wer sich einen Partner aus dem Westen nahm wurde aus dem Freundeskreis entfernt.Mein Stiefvater verbitterte zusehends und seine Agressionen mir gegenüber äusserten sich immer gewalttätiger.Ich verstand das alles damals alles nicht, als ich meine Ausbildung begann, fragten mich meine Kolleginnen mich nach Bananen und anstehen, ich raffte damals nix. Mich interessierte die Politik auch nicht, ich wollte leben, mein Leben geniessen.Ich war stolz auf meine Herkunft wie viele meiner Zeit bzw Generation, wir waren stiolz und präsentierten das auch nach aussen hin. Auf Partys hörten wir Ostrock, blieben unter uns, feierten uns selbst. Meine Eltern sprachen nie über die Vergangenheit, es wurde einfach totgeschwiegen. Wenn ich heute nach B. Fahre mit meiner Tochter sie ist jetzt so alt wie ich damals, kommen die Fragen, was, warum, wo und wie war es. Durch ihre Fragen ruft sie immer wieder Erinnerungen hoch, vieles fällt mir wieder ein und wir reden darüber. Ich versuche es ihr zu erklären, was nich zu erklären ist. Ich sehe auch immer wieder mal Bilder im Fernsehen Interviews von Menschen die es damals bewusst erlebt haben und stelle fest, es ist nicht so gewesen, wie meine Eltern es mir immer vorgegaukelt haben. Es erschüttert mich immer wieder, diese Bilder zu sehen und immer wieder denke ich mir, was hätte ich getan. Ich hätte nie meinen Freund kennengelernt, hätte meine kleine Wohnung hier nicht, doch der Preis dafür war auch sehr hoch. Ich habe 90% meiner Freunde verloren und meine Familie.Ich bin einfach weggezogen mit meiner Tochter in den „Westen“,vor vier Jahren. Wir sind hier sehr glücklich wurden mit offenen Armen empfangen, den Leuten hier ist es egal woher ich komme, was ich war oder bin.Nur die alten Freunde in der Heimat, wir fahren einmal im Jahr dorthin, sie haben uns die Freundschaft gekündigt, ich gehöre nicht mehr zu ihnen, ich habe mich verändert. Ich denke wie ein Wessie nicht mehr wie ein Ossie, nun frage ich mich doch ernsthaft wie denkt ein Wessie oder ein Ossie, ist nicht jeder individuell, sollte es nach solanger Zeit nicht einfach ein wir geben. In die Wohnung meiner Eltern darf ich nicht mehr rein, mein Stiefvater möchte das nicht. Ich bin keine mehr von ihnen in seinen Augen. Ich hätte in B. Bleiben müssen und auf Hartz4 leben sollen und dann würdevoll verbittern. Warum versteht es keiner das ich mein Leben nicht vom Staat abhängig fristen wollte, ich bin aus B. Weg weil ich keinen Job fand. Jetzt hab ich einen Job mein Auskommen und bin finanziell unabhängig, habe neue Freunde, eine neue Familie, meinen geliebten Herren und bin glücklich. Nur der Preis für dieses Glück war leider sehr hoch,ich hoffe das andere nich auch diese Erfahrung machen müssen. Schliesslich ist die Mauer schon sehr sehr lange weg, die Mauerbauergenerartion ist schon sehr alt oder schon verstorben.Und ja ich empfinde es als Beleidigung wenn man mich als Ossibraut betitelt.

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